Die Volksgruppe der Samen

Im Steckbrief kam es vor - die Samen oder auch die Sami sind die größte Volksgruppe in Norwegen. Und auch in der Beschreibung der Flagge von Norwegen habe ich bereits einen kleinen Exkurs gewagt. 60.000 Menschen, das sind nur circa 1,2 % der Bevölkerung von Norwegen. Also warum hat das hier so viel Raum?! Warum ist das wichtig? Wer an Norwegen und die Rentiere denkt, der kommt auch nicht an den Samen vorbei. Aber der Reihe nach.

 

Die Samen ( oder vormals auch "Lappen") sind ein kleines indigenes Volk im hohen Norden von Europa. Der Name Sámi  bedeutet übersetzt so etwas wie "Sumpfleute" und ist die Eigenbezeichnung. Es hat lange gedauert bis sich dieser Begriff durchgesetzt hat. Das Wort "Lappen" empfinden viele Samen als herabsetzend.  Sie besiedeln Norwegen, Schweden, Finnland und zu einem kleinen Teil auch Russland in der Höhe der Barentsee. Dieses Gebiet wird zusammenfassend oft auch als Lappland bezeichnet. Sie haben ihre eigene Sprache - verwandt mit finnisch. Auch vom Erscheinungsbild unterscheiden sie sich von dem "klassischen Norweger" - in der Regel wirken sie leicht asiatisch! Woher das genau kommt - das kann sich keiner bisher erklären.

 

Ihre Geschichte geht weit zurück. Irgendwann zwischen 50 vor Christus bis zum 5. Jahrhundert. Ab dem 9. Jahrhundert sind zahlreiche Kontakte zwischen den Samen und den norwegischen Wikingern dokumentiert. Ab dem Mittelalter wurde das Volk durch die Skandinavischen Länder unterdrückt. Fast gleichzeitig begann die Christianisierung. Diese wurde so radikal durch die Kirche durchgeführt, dass die Menschen, die sich nicht bekehren lassen wollten, teilweise zum Tod verurteilt wurden. Die hohe Belastung durch Abgaben und Steuern führte dazu, dass Rentiere, die bisher nur für den eigenen Bedarf gezähmt wurden und als Nutz- und Lasttiere gehalten wurden, vermehrt gehalten und gezüchtet wurden um durch den Verkauf die Abgaben leisten zu können. Die Regionen der Samen wurden gezielt besiedelt. Die Bevölkerung mußten Zwangsarbeit leisten, im Schwerpunkt in Minen und Bergwerken. Gleichzeitig bekamen sie aber auch Zugeständnisse. Sie konnten frei die entstandenen Grenzen überqueren und hatten Sonderrechte was die Haltung der Rentiere betrifft. Die Haltung der skandinavischen Staaten gegenüber der Samen war brutal diskriminierend. Sie galten als niedere Rasse. Sie seien nicht so weit entwickelt und man müsse sie beschützen indem man sie bevormundet. Sie wurden gezwungen in "richtigen" Häusern zu leben: Also rechteckig und nicht die runden Koten der Samen. Es gab Zwangsumsiedlungen, damit sich die Rassen nicht vermischen. Die Kinder wurden in speziellen Schulen unterrichtet - auf niedrigstem Niveau. Mehr traute man ihnen nicht zu. Die Besiedlung, die Industrialisierung und auch der Tourismus führten dazu, dass der Lebensraum der Samen immer mehr eingeengt wurde und sie nicht mehr frei umherziehen konnten. Dann in 1956 schlossen sich die samischen Völker zusammen und bildeten eine gemeinsame politische Interessenvertretung. Sie traten gemeinsam für ihre Rechte ein und ab da bewegte sich endlich wieder mal etwas zum Guten für die Samen. Schrittweise bekamen sie wieder mehr Rechte. Norwegen erkannte als Erstes die Rechte offiziell an. Auch mit den anderen Ländern konnten Fortschritte erzielt werden.

 

Allerdings ist auch heute noch die Situation voller Probleme und werden die Samen nicht gleichberechtigt berücksichtigt. Auf meinen Touren mit den Hurtigruten wird jedoch viel Wert darauf gelegt, dass man diese Kultur auch kennen lernt. Es gibt Vorträge, Filme und die Möglichkeit der Begegnung.

 

Hier noch ein paar Daten rund um die Samen und ihre Kultur:

Religion: Ursprung im Schamanismus. Wichtig die Natur, die Seele der Natur und der Kontakt zu den Geistern. Und eine große Bedeutung hat die Rahmentrommel: für die Musik, aber auch das Vorherhsagen der Zukunft.

Kultur:

- Wohnen: traditionelle Behausung = Goahti. Im deutschen Sprachraum Koten genannt.

- Bekleidung: die bunte Tracht mit Lederschuhen mit nachobengezogener Spitze, Lederhose, kittelartiges Oberteil mit Brustschmuck, Halstuch und Mütze wird heute fast nur noch zu Feiertagen getragen. An den Farben und dem Stil erkennt man die Herkunft der einzelnen Sami-Stämme.

- Essen: 1. Suovvas = gesalzenes, geräuchertes und getrocknetes Rentierfleisch 2. Gáhkko = Fladenbrot und Juobmo = gekochter Sauerampfer mit Milch und Zucker

- Musik: Joik = ein besonderer Gesangsstil, meißtens ganz ohne Begleitung von Instrumenten

- Haupteinkommen: Rentierhaltung, aber auch Kunsthandwerk (Wunderschön!)

- Flagge: Siehe Eintrag über die Flagge bei Norwegen

- Und eine der wichtigsten Errungenschaften: die Skier - heute kaum noch wegzudenken

 

Ich hoffe ich konnte Euch die Samen ein wenig näher bringen. Sie sind so tief mit Norwegen verbunden. Man muss die Kultur und das Volk einfach ehren und aufrecht erhalten. Das darf nicht einfach untergehen. Die Länder sind beschämend mit diesem Naturvolk umgegangen. Wie so oft auf dieser Erde wurde ein Volk/eine Kultur durch andere Gruppen grausam unterdrückt und fast vollständig zerstört. Wir müssen einfach daraus Lernen!